Aufgaben der Mutter/Schwiegermutter


Den Sohn loslassen
(siehe auch „Lösungsansätze (für die Schwiegertochter) / Grundwissen Familienrollen")

Mütter haben zu ihren Söhnen oft eine besondere – und eine besonders enge – Beziehung. Deshalb ist es für sie sehr schwierig, ihren Sohn einer Schwiegertochter zu „überlassen“. Noch schwieriger ist dies, wenn sie – bedingt durch das nahe Zusammenleben auf dem Betrieb – alles und jedes sieht, was beim jungen Paar passiert oder nicht passiert.

Doch Frieda muss ihren Sohn "loslassen“, sie muss ihren Sohn erwachsen werden lassen, wenn sie in Frieden mit ihm und seiner Familie auf dem Hof zusammenleben will.

Für Frieda bedeutet das: Sie muss lernen – auch wenn das sehr schwer ist - zu akzeptieren, dass Marcel sein eigenes Leben führt (z.B. keine Kinder haben, eine „Rostlaube“ fahren, vier Wochen Ferien pro Jahr, Hausplatz nicht jeden Samstag wischen, usw., usw.). Sie muss lernen, dass Marcel seine eigenen Visionen leben darf und nicht ihre Visionen leben muss. Marcels Visionen sind nicht besser oder schlechter, nur anders.



Den Betrieb loslassen
(siehe auch „Lösungsansätze (für die Schwiegertochter) / Grundwissen Betriebshierarchie")

Oft ist ein Bauernhof ein Lebenswerk. Sämtliche Zeit und Kraft wurde in den Hof gesteckt, Zeit für Hobbies, usw. blieb nicht viel. Die Betriebsleiter sind gewohnt, Entscheidungen zu treffen.
Aus diesen Gründen ist es für die ältere Generation schwierig, den Betrieb loszulassen, die Entscheidungen betreffend Haus und Hof der jüngeren Generation zu überlassen. Erschwert wird diese Tatsache noch dadurch, dass die ältere Generation durch das nahe Zusammenleben jeden Tag alles und jedes sieht, was auf dem Hof passiert oder nicht passiert.
Frieda muss - auch wenn dies sehr schwer ist – in Bezug auf den verpachteten oder verkauften Betrieb akzeptieren, dass sie nicht mehr „Befehle erteilt“, sondern höchstens „Befehle entgegennimmt“ – und erst noch von jüngeren und „fremden“ Personen (Schwiegertochter).



Die Schwiegertochter (in ihrem Territorium) machen lassen
Oft tritt die Schwiegermutter mit Übergabe des Hofes ihre Küche, ihr Schlafzimmer, ihre Stube, ihren Garten, ihren Blumenschmuck vor dem Bauernhaus usw. an die junge Familie ab. Es ist sehr schwierig zuzusehen, was aus der ehemaligen Wohnung, dem geliebten Garten, usw. gemacht oder nicht gemacht wird.
Doch will Frieda Frieden zwischen den Generationen, muss sie lernen, Regula „im Guten“ machen zu lassen. Regula führt ihre Rolle als Bäuerin, Mutter und Ehefrau nicht besser oder schlechter aus als Frieda, nur anders. Sie führt ihre Rolle nicht anders als Frieda und Ernst aus, um diese zu beleidigen oder zu verletzen, sondern einfach, um ihr eigenes Leben zu leben.



Richtig mit „Erfahrung“ umgehen
Es stimmt, Frieda verfügt aufgrund ihres Alters über weit mehr Erfahrungen in Bezug auf die Rolle als Ehefrau, Mutter, Betriebsleiterin usw. Im Zusammenleben mit der jüngeren Generation muss sie jedoch folgendes beachten:

  • Ihre Erfahrungen passen möglicherweise nicht mehr in die heutige Zeit (andere Gesetze, neue Labels, strengere/weniger strenge Kindererziehung usw.)
  • Jeder Mensch hat das Recht, eigene Erfahrungen zu machen.


Erwartungen und Wünsche aussprechen
Unausgesprochene Erwartungen und Wünsche können das friedliche Zusammenleben der Generationen sehr erschweren: Wie soll der andere Erwartungen und Wünschen entsprechen, die er gar nicht kennt? Es gibt immer wieder Situationen, wo man sich äussern muss: „Ich hüte die Zwillinge gerne ab und zu, aber nicht regelmässig jede Woche zwei Tage“.



Grenzen beachten
Frieda muss sich auf dem Territorium der jüngeren Generation (Betriebsareal aber auch Privatwohnung, Sitzplatz usw.) an die Regeln von Regula und Marcel halten, auch wenn dies „Kleinigkeiten“ sind wie zum Beispiel fragen, ob es recht ist, wenn sie das Kartoffelbeet in Regulas Garten jätet.

Enkelkinder sind etwas Schönes. Die Erziehung der Enkelkinder jedoch ist Sache von Regula und Marcel, nicht von Frieda. Sie hat sich in Sachen Enkelkinder an die Regeln von Regula und Marcel zu halten.

Frieda ist als Pensionierte gegenüber anderen Pensionierten im Vorteil: Sie darf sich „schrittweise pensionieren lassen“ und ist nicht, wie andere Pensionierte, von einem Tag auf dem anderen im Geschäft „unerwünscht“. Trotzdem sollte Frieda nicht davon ausgehen, dass Marcel und Regula froh und glücklich sind, wenn sie sich jeden Tag auf dem Betrieb und allenfalls auch noch im Privatleben von Regula und Marcel „aufhält“. Es genügt, wenn sie Hilfsbereitschaft signalisiert.



Grenzen setzen, „Nein“ sagen
Bei „Übergriffen“ durch Marcel oder Regula auf das Territorium von Frieda (Autogarage, Gartenanteil, Stöckli, Privatleben von Ernst und Frieda) sollte Frieda nicht „schweigen und schlucken“, sondern – mit anständigen Worten - Grenzen setzen.

Frieda muss nicht immer ja sagen, wenn sie von Marcel oder Regula um Hilfe angegangen wird. Sie muss nicht jederzeit zur Stelle sein, um die Grosskinder zu hüten. Sie darf ihre eigenen Visionen leben (Vereine, reisen, Freiwilligenhilfe, usw.).



„Es ist nicht gut, wenn die Eltern den Rauch des Kaminfeuers sehen“
Der Betrieb war viele Jahre Lebensinhalt von Frieda. Sie erlebt nun durch das nahe Zusammenleben mit Regula und Marcel jegliche kleinste Veränderung mit, auch unliebsame. Dies kann sehr schwierig sein. Für Frieda und Ernst wäre es eventuell einfacher, ihren Lebensabend nicht auf dem Hof, sondern im nahen Dorf zu verbringen.



Die Eltern ehren / Traditionen
Frieda muss beachten, dass das Gebot „Ehre deinen Vater und deine Mutter“ nicht mehr gleich ausgelegt wird wie zu ihrer Zeit. Heutzutage genügt es nicht mehr, einfach „alt“ zu sein und mehr Erfahrung zu haben, um respektiert zu werden. Auch Frieda muss Marcel und Regula Respekt entgegenbringen. Marcels Überkleider zu waschen oder Regulas Garten zu jäten, ohne zu fragen, hat nichts mit Respekt gegenüber der jüngeren Generation zu tun.
Frieda muss sich bewusst sein, dass Marcel und Regula nicht sämtliche von Frieda und Ernst gelebte Traditionen übernehmen müssen. Es ist möglich, dass gewisse Traditionen zum Wohle des Betriebes abgeschafft werden und neue eingeführt werden müssen.



Frieda muss nicht nur direkte, sondern auch“ indirekte Beziehungsarbeit“ leisten
Beziehungsarbeit wird auch heutzutage noch meistens von Frauen geleistet. Frieda muss sich jedoch bewusst sein, dass sie nicht nur direkte, sondern auch „indirekte Beziehungsarbeit“ leisten muss. Beschimpft und beleidigt Ernst seine Schwiegertochter, darf Frieda ihn nicht einfach machen lassen. Sie hat ihn darauf hinzuweisen, dass er sich nicht korrekt benimmt. Tut sie das nicht, trägt sie in massgebender Weise dazu bei, den Frieden zwischen den Generationen zu gefährden.
Frieda muss sich auch bewusst sein, dass sie – wenn sie Regula als „Rivalin“ behandelt, negative Beziehungsarbeit leistet und damit den Frieden zwischen den Generationen in massgeblicher Weise untergräbt.