Aufgaben der Schwiegertochter/Ehefrau


Nicht Schwiegertochter werden, sondern Ehefrau und Mutter
(siehe auch "Lösungsansätze (für die Schwiegertochter)": Grundwissen Familienrollen sowie Grundwissen "Die Ordnung der Liebe")

Auch wenn Regula grosse Erwartungen von Frieda und Ernst in Bezug auf die Führung des Hofes, die Weiterführung von Traditionen, die Kindererziehung, usw. spürt, darf sie diese Erwartungen nicht einfach erfüllen. Sie muss sich fragen, wie sie selber und Marcel sich ihr Berufs- und Privatleben vorstellen und dies – auch wenn es sehr schwierig ist – gegebenenfalls gegenüber Frieda und Ernst durchsetzen. In erster Linie ist Regula Ehefrau und Mutter, d.h. sie hat für die Interessen ihrer kleinen Familie und ihren Betrieb einzustehen, nicht für die Interessen von Frieda und Ernst. Sie darf sich auch nicht „Ersatzeltern“ erhoffen, denn das bedeutet, dass sie nicht erwachsen ist, sondern immer noch „Tochter“ spielt. Regula und Marcel sind nicht dazu da, die Visionen von Frieda und Ernst zu leben, sondern ihre eigenen. Diese sind nicht besser oder schlechter als die Visionen von Ernst und Frieda, nur anders.



Die Führung des Betriebes übernehmen
(siehe auch „Lösungsansätze (für die Schwiegertochter) / Grundwissen Betriebshierarchie")

Die Führung eines Bauernhofes zu übernehmen ist nicht einfach. Oft hat die Schwiegertochter einen anderen Beruf gelernt und kennt sich deshalb in der Landwirtschaft nicht aus. Zudem ist ein Bauernhof oft das Lebenswerk der älteren Generation, so dass die ältere Generation keine anderen Interessen hat. Auch lebt die ältere Generation in allernächster Nähe des Bauernhofes und sieht alles, was passiert und auch, wie es passiert. Erschwerend kommt hinzu, dass die Schwiegertochter oft Misstrauen und unausgesprochene Kritik der Schwiegereltern spürt.
Trotzdem muss sich Regula bewusst sein, dass sie nun – zusammen mit Marcel – den Betrieb führt. Sie muss in diese Rolle hineinwachsen. Sie hat sich Gedanken darüber zu machen, wie sie diese Aufgabe wahrnehmen will und sie muss den Mut haben, denn Betrieb so zu führen, wie sie und Marcel es wollen, auch wenn Frieda und Ernst nicht damit einverstanden sind.
Sie hat – auf ihrem Territorium – nicht Befehle von Frieda und Ernst anzunehmen, sondern sie muss Befehle erteilen, auch an Frieda und Ernst, obschon die beiden älter und erfahrener sind. Natürlich kann Regula Frieda und Ernst um Rat fragen, aber entscheiden müssen dann sie und Marcel.



Richtig mit „Erfahrung“ umgehen
Es stimmt, Frieda und Ernst verfügen aufgrund ihres Alters über weit mehr Erfahrungen in Bezug auf die Rolle als Eheleute, Eltern, Betriebsleiter, usw. Trotzdem muss Regula folgendes beachten:

  • Die Erfahrungen von Frieda und Ernst passen möglicherweise nicht mehr in die heutige Zeit (andere Gesetze, neue Labels, strengere/weniger strenge Kindererziehung usw.)
  • Jeder Mensch hat das Recht, eigene Erfahrungen zu machen.


Erwartungen und Wünsche aussprechen
Unausgesprochene Erwartungen und Wünsche können das friedliche Zusammenleben der Generationen sehr erschweren: Wie soll der andere Erwartungen und Wünschen entsprechen, die er gar nicht kennt? Wenn Regula sich daran stört, dass die Schwiegereltern ohne zu läuten in ihre Wohnung treten, muss sie diese – mit anständigen Worten, doch bestimmt – darauf hinweisen. Tut sie dies nicht, werden Ernst und Frieda spüren, dass etwas nicht stimmt, und womöglich die falschen Schlussfolgerungen daraus ziehen.
Nicht alle Wünsche, Erwartungen, Regeln sind von Anfang an klar. Wichtig ist jedoch, dass Regula sie klar formuliert und kommuniziert, sobald sie bekannt sind und Marcel und Regula sich bewusst dafür entschieden haben.



Grenzen beachten
Regula muss sich auf dem Territorium von Frieda und Ernst an deren Regeln halten und nicht erwarten, dass sie auf ihrem Territorium ihre und Marcels Regeln einführen. Regula muss den Lebensstil, das Eigenleben von Frieda und Ernst (auf deren Territorium) akzeptieren.



Die Hilfe von Frieda und Ernst nicht als selbstverständlich betrachten
Regula sollte nicht davon ausgehen, dass Frieda und Ernst jederzeit in Haus und Hof mithelfen. Sie sollte dankbar sein, wenn Frieda und Ernst – auf Anfrage - mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie sollte diesen Dank auch ausdrücken: in Form von Lohn bei regelmässiger Hilfe, in Form von Worten, Geschenken oder Einladungen, usw. bei gelegentlicher Hilfe. Es ist auch nicht selbstverständlich, dass Frieda und Ernst die Zwillinge hüten.



Grenzen setzen, „Nein“ sagen
Bei „Übergriffen“ von Frieda und Ernst auf das Territorium der jüngeren Generation (Gebrauch von Maschinen ohne zu fragen, Beschimpfungen, Verschenken von Kartoffeln des Betriebes an Marcels Geschwister ohne zu fragen usw.) darf Regula nicht einfach „schweigen und schlucken“, sondern sie muss – mit anständigen Worten – Grenzen setzen.

Regula weiss, dass ihre Schwiegereltern sehr an Haus und Hof hangen, trotzdem muss sie nicht akzeptieren, dass diese sich jeden Tag auf dem Hof, dem Sitzplatz, usw. der jüngeren Generation aufhalten. Marcel und Regula haben ein Recht auf ein eigenes Berufs- und Privatleben. Dies muss Marcel (nicht Regula!) seinen Eltern mitteilen und ihnen gegenüber durchsetzen, auch wenn sie sich beleidigt fühlen.

Es ist schön, wenn die Grosseltern Freude an den Enkelkindern haben. Doch den Erziehungsstil bestimmen Marcel und Regula - und Marcel (nicht Regula!) muss seine Eltern darauf hinweisen, wenn sie die Erziehungsregeln der jüngeren Generation missachten.

Regula muss nicht immer ja sagen, wenn Frieda und Ernst etwas von ihr wollen. Sie muss – wenn sie etwas nicht tun will oder tun kann – Frieda und Ernst gegenüber „Nein“ sagen lernen.



Klare Bereiche schaffen
Regula muss – zusammen mit Marcel - klare Bereiche schaffen, nicht nur im Berufs-, sondern auch im Privatleben: Arbeitsbereich/Wohnbereich von Regula und Marcel, Arbeitsbereich/Wohnbereich von Frieda und Ernst. Die junge Familie braucht einen abgegrenzten Raum, um zu einer neuen, eigenständigen Familie zusammenzufinden.



Die Eltern ehren / Traditionen
Regula muss sich bewusst sein, dass „seine Eltern ehren“ nicht heisst, dass diese immer recht haben. Auch wenn Regula das Leben der Vorfahren achtet, muss sie nicht sämtliche Erwartungen, Traditionen, unbewussten „Aufträge“ übernehmen. Sie kann – oder muss manchmal sogar – diese kritisch hinterfragen und sie dann weiterführen, fallenlassen oder sogar neue einführen. Regula muss nicht nur ihre Schwiegereltern ehren, sondern ihre Schwiegereltern müssen auch sie respektieren. Tun sie das nicht, ist es ihre und vor allem Marcels Aufgabe, diesen Respekt einzufordern.



Regula „muss“ sich bezüglich Generationsprobleme weiterbilden
Oft ist es bei Generationsproblemen so, dass weder Eltern/Schwiegereltern noch Ehemann/Sohn Handlungsbedarf sehen. Probleme hat es ja erst gegeben, als die Schwiegertochter auf den Hof kam … und sie selber haben sich ja nicht verändert. Also ist die Schwiegertochter schuld und deshalb muss diese sich ändern.
Aus diesem Grund ist es oft die Aufgabe der Schwiegertochter, sich mit Generationsproblemen, Familiendynamiken, dem Problem des Loslassens usw. zu befassen. Regula kann sich hier weiterbilden und dann – falls er mitmacht – zusammen mit Marcel die Herausforderungen in Bezug auf das Zusammenleben der Generationen anpacken. Sie muss sich jedoch bewusst sein, dass Söhne (männliche Wesen) solche Beziehungsarbeit oft ablehnen und Schwiegertöchter deshalb oft im Alleingang vorgehen müssen.



Regula sollte „eingefahrene Muster“ der Familie Steiner ansprechen
Zwischen Marcel sowie Frieda und Ernst laufen seit Jahren immer die gleichen Muster ab. Sie sind eingefahren, werden nicht hinterfragt, weil sie oft gar nicht realisiert werden. Marcel, Frieda und Ernst sind „betriebsblind“ (auch in Bezug auf das Privatleben). Spricht Regula nun eingefahrene Muster, familieninterne Tabus an, die sich für die Zukunft des Betriebes sowie das Zusammenleben der Generationen als negativ erweisen können, ist dies für die Weiterentwicklung des Betriebes eine Chance. Werden sie – auch von der Schwiegertochter - totgeschwiegen ist dies sehr gefährlich. Unter das Tischtuch gewischte Probleme gären und irgendwann einmal kommt es zur Explosion. Oft sind dann die Folgen („Verletzungen der Seele“) nicht mehr gutzumachen und das Zusammenleben der Generationen wird zum „Desaster“.



Regula darf nicht die Rolle des Sündenbocks/der Projektionsperson übernehmen
Oft haben – wenn es Konflikte gibt – die Eltern/Schwiegereltern das Gefühl, dass dies die „Schuld“ der Schwiegertochter sei, denn vorher hätte es auf dem Hof ja gar keine Probleme gegeben.
Der Sohn/Ehemann will sich mit "solchen Sachen" nicht befassen: "Macht das unter euch aus!"
Die Schwiegertochter sollte sich bewusst sein, dass zwischenmenschliche Konflkte auf dem Hof oft wirklich erst dann zutage treten, wenn der Hofnachfolger den Hof übernimmt und/oder heiratet, dass jedoch nicht ihre Person die Ursache ist.
Die Hierarchie in der Bauernfamilie sollte sich mit dem Älterwerden des Sohnes verändern. Der Sohn sollte erwachsen werden und als Erwachsener seinen Eltern gegenüberstehen (siehe auch „Lösungsansätze (für die Schwiegertochter) / Grundwissen Familienrollen"). Leider beginnt sich die Hierarchie oft erst zu verändern, wenn der Sohn heiratet und sich dann dadurch das Verhältnis zu seinen Eltern „gezwungenermassen“ verändert. Oft wird auch der Betrieb im selben Zeitabschnitt übergeben. Auch hier ändert sich die Hierarchie: der Sohn wird vom Angestellten zum Betriebsleiter, die Eltern werden von Betriebsleitern zu Angestellten (siehe auch „Lösungsansätze (für die Schwiegertochter) / Grundwissen Betriebshierarchie).
Konflikte aus diesen beiden Tatsachen würden sich auch ergeben, wenn keine Schwiegertochter da ist. Ist nun aber eine da, ist es praktisch, ihr alle „Schuld“ in die Schuhe zu schieben. Dann kann nämlich jeder andere – Frieda, Ernst und auch Marcel - sich bequem zurücklehnen und denken: „Wenn Regula sich ändert, ist alles wieder gut“. Dem ist jedoch nicht so, deshalb darf die Schwiegertochter nicht die Rolle des Sündenbocks übernehmen (was sie leider – in Unkenntnis der wirklichen Konfliktgründe – oft tut).



Regula muss den Mut haben, zu ihrer Meinung zu stehen
Regula muss sich bewusst sein, was sie will und dies gegenüber den Schwiegereltern auch vertreten können: Ich möchte nicht, dass du so in die Erziehung von Andrea und Nicole eingreifst“ oder „Ich möchte nicht, dass du unangemeldet in unserer Küche stehst“.



Regula muss sich ein eigenes Leben bewahren
Auch wenn Regula den Wohnort wechselt, den Beruf, einen neuen Verwandten- und Freundeskreis kennenlernt, sollte Regula darauf achten, wenigstens einen Teil ihres „alten Lebens“ zu behalten: z.B. Teilzeitarbeit in ihrem angestammten Beruf, nicht auf geliebte Freizeitbeschäftigungen wie Wandern, Reiten usw. verzichten, weil es von „den anderen“ so erwartet wird … d.h. nicht ihr Leben demjenigen von Frieda, Ernst und Marcel und "ihrem“ Hof unterordnen, sondern Kompromisse mit Marcel aushandeln.