Die „Sie-meinen-es-ja-nur-gut-Falle“


Frieda und Ernst füttern Regulas Katze?
Ja lass sie doch, sie meinen es ja nur gut! Und die Katze ist ja sowieso ein wenig zu dünn!

Frieda und Ernst eliminieren sämtliches „Unkraut“ in Regulas Garten, obschon Regula diesen „Beikräutern“ einen Platz in ihrem Garten lassen will?
Aber lass sie doch, sie meinen es ja nur gut! Sie wollen Dir doch nur helfen!

Frieda nimmt die Zwillinge zum Einkaufen mit, ohne Regula zu informieren, geschweige denn um Erlaubnis zu fragen?
Ja aber lass sie doch, sie meint es ja nur gut! Den Zwillingen gefällt das ja! Und Du kannst erst noch in Ruhe Deine Konfitüre einkochen!


Das heimtückische an der „Sie-meinen-es-ja-nur-gut-Falle" ist, dass es sich bei jedem „Gutmeinen“ jedes Mal nur um „etwas Kleines“ handelt, über das Regula „ ja nun wirklich hinwegsehen kann“, „das doch nun wirklich gar kein Problem ist“ (so der Ehemann und sämtliche anderen Leute, mit denen die Schwiegertochter über diese „kleinen Sachen“ spricht.)

Da es sich jedes Mal nur um „etwas Kleines“ handelt, kann sich Regula so weit in die „Sie-meinen-Es-ja-nur-gut-Falle" verstricken, bis sie schlussendlich nicht mehr ihr eigenes Leben lebt.

Die „Sie-meinen-es-ja-nur-gut-Falle" ist auch deshalb eine heimtückische Falle, weil Frieda und Ernst es mit Regula „ja nur gut meinen“. Sie sind grosszügig, hilfsbereit, gut, altruistisch. Ist Regula nicht bereit, dies anzunehmen, wird ihr vorgeworfen, sie sei egoistisch, rücksichtslos, nie zufrieden!

Tatsache ist jedoch: Jedes Mal, wenn Frieda und Ernst es mit Regula „ja nur gut meinen“, mischen sie sich in Regulas Angelegenheiten ein, denn sie bestimmen, was gut für Regulas Katze, Regulas Garten, Regulas Zwillinge ist und was nicht … und nicht Regula selber.
Gut meinen Frieda und Ernst es vor allem mit sich selber, denn sie tun – auf fremdem Territorium – das, was sie wollen. Egoistisch, rücksichtslos sind die „Ich-meine-es-ja-nur-gut-mit-Dir-Leute" – nicht diejenigen, mit denen jemand "es nur gut meint".